Warum „blaue Blume“?

Die blaue Blume ist ein Symbol für die Suche, die Sehnsucht und das Sich-auf-den Weg machen. Die Entstehung des Mythos liegt in der Romantik und ist bei der bündischen Jugend, insbesondere bei den Wandervögeln, ein vielbesungenes Thema. Menschen ziehen los, die blaue Blumen zu finden, denken, vielleicht nach Jahren oder Jahrzehnten, kurz vor dem Ziel zu sein, aber die blaue Blume lässt sich nicht finden. Anders formuliert: Der Weg ist das Ziel.

Da ich als Pfadfinderin der bündischen Jugend angehöre und erfahren habe, wie es sich anfühlt, unruhig zu Hause zu warten, bis es wieder mit Rucksack auf Fahrt geht, manchmal ohne festes Ziel im Kopf, habe ich die blaue Blume als Domain-Namen gewählt. Und weil ich Parallelen zum Schreiben sehe.

Bei Autor*innen geht es auch um die Suche. Die Suche nach dem perfekten Satz, die beste Idee für einen Anfang oder ein Ende oder das Ringen um die passende Formulierung. Als ich 2016 mit dem Schreiben begann, habe ich schnell begriffen: Ein Text ist nie fertig. Es gibt, auch nach Jahren, immer wieder etwas zu verbessern. Daher finde ich es beruhigend, dass es Abgabetermine gibt und ich gezwungen werde, „fertig“ zu werden.

Das Prinzip der blauen Blume lässt sich auf viele Lebensbereiche anwenden. Jeder Mensch hat „seine“ eigene blaue Blume. Die Suche führt uns auf unterschiedliche Wege, mal geht es mühsam voran, mal mit vielen Umwegen und Sackgassen. Auch ein Stehenbleiben ist möglich. Dann geht es plötzlich mit einer Leichtigkeit voran, die uns gefühlt schweben lässt. Auf dem Weg kommt es zu Begegnungen. Wir sehen Neues, staunen über andere Kulturen oder beobachten einen Eisvogel beim Fliegen. Uns begegnen Menschen, manche kommen ein Stück des Weges mit oder laden uns in ihr Haus ein. Was auch immer uns begegnet oder bei unserer Wanderung passiert, es sorgt für neue Ideen, die wir zu Papier bringen können. Weil wir suchen. Weil wir mit allen Sinnen die Welt entdecken. Danke, blaue Blume!