Schreib-Tipps
An dieser Stelle möchte ich nicht all die Tipps aus Schreibratgebern wiederholen, die immer wieder dargestellt werden, sei es in Ratgeberbüchern, auf Internetseiten und Podcasts oder bei Schreibkursen. Das Handwerkszeug des kreativen Schreibens ist sehr umfangreich, kann aber Schritt für Schritt erlernt werden. Wichtig ist dabei, nicht die Lust am Schreiben zu verlieren vor lauter Schreibregeln.
Ich habe in den letzten Jahren viel über das kreative Schreiben gelernt, verschiedene Schreibkurse mitgemacht, mich mit anderen Schreibenden ausgetauscht und diverse Fachbücher gelesen. Mit dem Schreiben ist es teilweise wie beim Imkern: 5 Imker – 5 Meinungen. Es lohnt sich, verschiedene Ansätze beim Schreiben zu betrachten und dabei eigene Erfahrungen zu sammeln.
Hier kommen meine persönlichen Tipps zum kreativen Schreiben:
- Viel lesen (Romane, Kurzgeschichten, verschiedene Genres) und dabei schauen, wie andere Autorinnen und Autoren schreiben
- Bei Filmen und Serien auf verschiedene Elemente achten: Plot, Beginn, Wendepunkte, Ende, Figurendarstellung, Perspektive
- Üben, üben, üben (Ich weiß, das steht in jedem Schreibratgeber, aber es hilft.)
- Verschiedene Schreibkurse besuchen (zum Beispiel Plot-Workshop, Selbstlektorat, Textwerkstatt, Kurzgeschichten-Workshop)
- Regelmäßig schreiben und zwischendurch kleine Schreibübungen machen
- Kein Text ist umsonst geschrieben. Mit jedem Text wachsen die Erfahrungen.
- Einen Text ein paar Tage liegen lassen und dann mit frischem Blick neu ans Werk gehen
Die eigenen Texte anderen Schreibenden zum Lesen und Korrigieren geben und um Feedback bitten. Für den eigenen Text ist man oft betriebsblind und erkennt Fehler nicht gut. - Texte von anderen Schreibenden lesen und Feedback dazu geben
Gründlich und mehrfach überarbeiten. So gut wie nie ist ein Text beim ersten Entwurf perfekt. Überarbeiten heißt, mehrmals den Text zu überarbeiten und dabei verschiedene Aspekte zu beachten (z. B. Füllwörter streichen, auf die Perspektive achten) - In einer Schreibgruppe zusammen mit anderen Schreibenden arbeiten
- Ordner mit Ideen zu Namen, Orten, Themen usw. anlegen
- Material wie Zeitungsartikel, Bilder, Literatur-Tipps usw. für ein Roman-Thema sammeln
- Schreibratgeber lesen. Ich versuche, täglich 15 Minuten darin zu lesen.
- Immer Papier und Stift griffbereit haben, um Ideen zu notieren
- Schreib-Programme ausprobieren
Mein Fazit: Üben, Ausprobieren und der Austausch mit andern Schreibenden sind für mich die Herzstücke beim Schreiben.
Es gibt viele Schreibregeln und Methoden, das sogenannte Handwerkszeug, aber nicht alles ist für jede und jeden geeignet. Als ich mich näher mit dem Schreiben beschäftigt und den ersten Schreibratgeber gelesen hatte, war ich erst einmal geplättet, weil es so viel zu beachten gibt. Ich fragte mich, wie ich das alles lernen sollte: Perspektive, Figuren, Handlung, Zeitform … Kurz danach habe ich den ersten Online-Schreibkurs mitgemacht. Dieser Kurs, es war einer zum Thema Selbstlektorat, half mir, mehr in das Schreiben einzutauchen und Kontakt zu anderen Schreibenden zu bekommen.
Mit der Zeit kann sich jede und jeder einen persönlichen Handwerkskoffer füllen. Mein Tipp: Offen und neugierig bleiben und viel ausprobieren. Dieser Koffer wird nie fertig gefüllt sein.
Neugierig bleiben: Eine Szene, die im Präsens und aus der Ich-Erzähler-Perspektive geschrieben ist, kann man in andere Zeitformen und Perspektiven umwandeln. Die Ergebnisse sind oft sehr erstaunlich und eine gute Übung. Man kann zum Beispiel das Märchen der Bremer Stadtmusikanten aus Sicht des Esels erzählen lassen oder in Ich-Erzähler-Perspektive der Katze umschreiben.
Offen bleiben: Früher habe ich Texte mit Kuli auf Blanko-Papier vorgeschrieben und sie später abgetippt. Ich war fest der Meinung, dass ich nur auf diese Weise kreativ schreiben könne. Als ich einmal den NaNoWriMo (vierwöchige Schreib-Challenge im November mit festgelegtem Ziel, bei mir 1.667 Wörter pro Tag zu schreiben) mitgemacht habe, war ich, um das Ziel zu schaffen, gezwungen, den Text gleich in den PC zu tippen. Ich hatte nicht die Zeit, die Texte auch noch abzutippen. Und siehe da: Ich konnte auch am PC schreiben. Dieser Wandel hat mich sehr erstaunt. Ohne das Ausprobieren würde ich bestimmt immer noch auf Papier vorschreiben. Wenn ich eine neue Geschichte beginne, mache ich allerdings das Brainstorming weiterhin auf Papier mit bunten Stiften. Diese Blätter hebe ich gerne auf, da sie der Beginn einer Geschichte sind, oft mit kleinen Skizzen versehen sind und viele Ideen dort stehen.
Ausprobieren: Ein großes Thema ist das Plotten. Es gibt Schreibende, die plotten nicht, manche etwas oder etwas mehr und andere bis ins letzte Detail. Hierzu gibt es viele Meinungen und Tipps. Für mich heißt das, meinen eigenen Weg zu finden. Ich plotte, aber nicht bis ins Letzte. Beim Schreiben anhand meines Plottes habe ich einen Plan zur Orientierung und gleichzeitig genügend Freiraum, Ideen zu entwickeln. Dabei kann es passieren, dass sich meine Figuren auch mal in unerwartete Richtungen entwickeln und machen, was sie wollen. Auch beim Plotten kann man viel ausprobieren. Gut geeignet dafür finde ich Kurzgeschichten. Hier kann man zum Beispiel ausprobieren, einmal gar nicht plotten und einfach drauf los zu schreiben. Oder im Gegenzug einmal ganz detailliert zu plotten.
Schreibgruppe: Bei Schreibkursen, egal ob in Präsenz oder online, hat man eine gute Gelegenheit, andere Schreibende kennenzulernen. Aus einem Online-Kurs hat sich meine Schreibgruppe entwickelt. Wir treffen uns alle zwei Wochen per Video-Meeting, tauschen uns aus, nehmen gemeinsam an weiteren Kursen teil und geben uns Feedback zu unseren Roman-Projekten. Zwei Mal im Jahr, in den Wochen vor Ostern und im November (NaNoWriMo), wo wir besonders viel schreiben, treffen wir uns wöchentlich. Das Feedback von anderen Schreibenden ist sehr hilfreich, da sie gut auf Stil, Perspektive usw. achten können, da sie selbst schreiben. In meiner Gruppe gelingt es, uns gegenseitig zu motivieren und uns gemeinsam über Fortschritte zu freuen. Zusammen sich der Herausforderung zu stellen, das Handwerkszeug des kreativen Schreibens zu lernen, macht uns viel Spaß. Die Motivation ist beim Roman-Schreiben sehr wichtig, da es ein langer und steiniger Weg ist, bis der Roman fertig ist. Es ist normal, auch Zeiten zu haben, in denen man beim Schreiben durchhängt, keine Zeit im Alltag findet und von Zweifeln geplagt ist. Da tut es gut, zu wissen, dass es anderen auch so geht.